Frauen im Widerstand - Hanna Solf und der Solf-Kreis

Johanna „Hanna“ Solf wurde 1887 als Tochter eines Gutsbesitzers in der Nähe Berlins geboren. 1908 heiratete sie den kaiserlichen Gouverneur von Samoa und späteren Botschafter in Tokio, Wilhelm Solf. Die Einsätze ihres Mannes in aller Welt (Samoa, Indien, Deutsch-Ostafrika, Japan und England) prägten Hanna Solf und gaben ihr ihr tiefes Verständnis für andere Kulturen. Nach der Machtergreifung Hitlers nahm sie recht bald Kontakt zu Regimekritikern auf.
Der Widerstandskreis um Hanna Solf hatte seinen Ursprung in einem Gesprächszirkel aus unterschiedlichen politischen Richtungen, der sich bereits in den 1920er-Jahren zusammengefunden hatte.

Ihr Mann, der 1936 verstarb, war Mitbegründer dieses Zirkels, sowie Hans von Seeckt und Walter Simons. Nach den Anfangsbuchstaben dieser Drei wurde der Gesprächszirkel auch „Club SeSiSo“ genannt. Der Solf-Kreis leistete keinen aktiven Widerstand, sondern förderte den Kontakt zu anderen Oppositionsgruppen in der Wehrmacht und dem Auswärtigen Amt, sowie zu dem Kreisauer Kreis. Viele Adelige und Diplomaten hatten sich in dem Solf-Kreis zusammengeschlossen. Gemeinsam mit ihrer Tochter Lagi von Ballestrem besorgte Hanna für von den Nationalsozialisten Verfolgte falsche Pässe. Maria von Maltzan, eine sehr ausdauernde Schwimmerin, schwamm mit den Flüchtlingen durch den Bodensee. Hierfür hatte sie extra ein Haus in Garmisch-Partenkirchen gekauft, in dem sie auch Zuflucht fanden, als sie1943 in Berlin völlig ausgebombt wurden.

Verrat und Verhaftung:

Helmuth James Graf von Moltke, Gründer des Kreisauer Kreis, diente im Spionageabwehrdienst der Auslandsabteilung (Abwehr) unter Admiral Canaris und warnte Otto Kiep (Onkel des späteren CDU-Politikers Walther Leisler-Kiep), ebenfalls bei der Abwehr, Mitglied des Solf-Kreis und des Kreisauer-Kreis, entsprechend vorsichtig zu sein, was sie untereinander sprachen, da ein Spitzel in den Solf-Kreis eingeschleust worden sei. Dieser SS-Spitzel war der Arzt Paul Reckzeh, der den Behörden mitteilte, dass Moltke Mitglied des deutschen Widerstands sei. Infolgedessen wurden Moltke, Kiep und viele andere festgenommen.
Maria von Maltzan, Hanna Solf selbst und ihre Tochter waren bei diesem Treffen nur zufällig nicht anwesend gewesen, wurden dann jedoch im Jänner 1944 von der GeStaPo festgenommen. Trotz ständiger Verhöre und Folterungen verriet Hanna Solf keines der Mitglieder ihres Kreises.
Roland Freisler setzte den Prozess auf den 8. Februar 1945 fest. Bei einer der schwersten Luftangriffe auf Berlin am 3. Februar 1945 kam Freisler ums Leben und Hanna wurde durch Einwirkung von Ernst Ludwig Heuss, dem Sohn des späteren deutschen Bundespräsidenten Theodor Heuss, entlassen.

Hanna Solf musste erfahren, dass über 70 Angehörige des Solf-Kreises den Nationalsozialisten zum Opfer gefallen waren.

Bei den Nürnberger Prozessen sagte sie als Zeugin aus.

Sie starb am 4. November 1954 im Alter von nur 67 Jahren.

In ihrem Geburtsort Neuenhagen ist seit 2008 die Johanna-Solf-Straße nach ihr benannt. Ihr Elternhaus wurde rekonstruiert und dient heute als Haus der Begegnungen und des Lernens.

Otto Kiep wurde am 26. August 1944 gehängt, Elisabeth von Thadden am 8. September 1944 enthauptet und Helmuth James Graf von Moltke am 23. Januar 1945 gehängt, alle in Berlin-Plötzensee.
„Lagi“ Gräfin von Ballestrem wurde am 23. April 1945 aus der Haft entlassen. Wie auch ihre Mutter war sie durch Hungerödeme gezeichnet und psychisch schwer geschädigt.
Sie starb mit 47 Jahren nur ein Jahr nach ihrer Mutter in Bonn.

Quellen: Wikipedia, Süddeutsche Zeitung, spartacus-educational.com.