Andacht 2021-10-17 Allmacht

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Obmann Uwe Träger

Begrüßung: Ich grüße euch sehr herzlich zu dieser Hausandacht für Sonntag, den 17. Oktober 2021. Wir lesen diese mit dem Glauben, dass Gott durch seine Liebe allmächtig ist und daher im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Lied: Mir ist Erbarmung widerfahren“, Evangelisches Gesangbuch 355, Strophen 1 und 3

Strophe 1: Mir ist Erbarmung widerfahren, Erbarmung, deren ich nicht wert; das zähl ich zu dem Wunderbaren, mein stolzes Herz hat's nie begehrt. Nun weiß ich das und bin erfreut und rühme die Barmherzigkeit.

Strophe 3: Das muss ich dir, mein Gott bekennen, das rühm ich, wenn ein Mensch mich fragt; ich kann es nur Erbarmung nennen, so ist mein ganzes Herz gesagt. Ich beuge mich und bin erfreut und rühme die Barmherzigkeit.

Lesung: Evangelium nach Markus, Kapitel 12, die Verse 1 – 12 nach der Basis Bibel: „Und nach etlichen Tagen ging er wieder nach Kapernaum; und es wurde bekannt, dass er im Hause war. Und es versammelten sich viele, sodass sie nicht Raum hatten, auch nicht draußen vor der Tür; und er sagte ihnen das Wort. Und es kamen einige, die brachten zu ihm einen Gelähmten, von vieren getragen. Und da sie ihn nicht zu ihm bringen konnten wegen der Menge, deckten sie das Dach auf, wo er war, gruben es auf und ließen das Bett herunter, auf dem der Gelähmte lag. Da nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben. Es saßen da aber einige Schriftgelehrte und dachten in ihren Herzen: Wie redet der so? Er lästert Gott! Wer kann Sünden vergeben als Gott allein? Und Jesus erkannte alsbald in seinem Geist, dass sie so bei sich selbst dachten, und sprach zu ihnen: Was denkt ihr solches in euren Herzen? Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin? Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden – sprach er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim! Und er stand auf und nahm sogleich sein Bett und ging hinaus vor aller Augen, sodass sie sich alle entsetzten und Gott priesen und sprachen: Wir haben solches noch nie gesehen.“ Amen.

Das Apostolische Glaubensbekenntnis: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.“ Amen

Gedanken zur Lesung: Konzentrieren wollen wir uns auf die Aussage Jesu: „Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden.“ Jesus hat also Macht. Ähnlich sagt er am Ende des Evangeliums nach Matthäus, wenn er den Auftrag gibt, Menschen zu taufen: „Gott hat mir alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde.“ Das sind deutliche und klare Worte, dass alle Macht Jesus gegeben ist und dass ihm diese Macht von Gott übertragen ist. Wir verbinden meist mit dem Wort Macht die Macht von Politikern, die das Sagen haben, aber oft Ihre Macht missbrauchen, sodass dadurch das Vertrauen der Bevölkerung zur Politik geschädigt oder sogar zerstört wird. Aber was ist das eigentlich für eine Macht, die Gott hat? Wie sieht die Macht aus, die er Jesus übertragen oder anvertraut hat? Im Apostolischen Glaubensbekenntnisses heißt es: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen.“ Eine Frage entsteht sofort, die allerdings sehr alt ist und von Menschen aller Generationen gestellt wird: Wenn Gott allmächtig ist, also alle Macht hat, warum gibt es dann die bösen Mächte und all die Widrigkeiten und Leiden in der Welt? Warum verhindert Gott diese nicht? Wenn er allmächtig ist, ist Gott dann nicht im Grunde böse, weil er dem Allem kein Ende bereitet? Durch die Diskussion und das Nachdenken über die Allmacht Gottes entstehen zwei Schlussfolgerungen: Gott ist ein willkürlicher Despot, der das Leid in der Welt duldet beziehungsweise Gott ist ein schwacher und ohnmächtiger Gott, der nicht die Kraft und den Willen hat, einzugreifen. Diese Gegenüberstellung bringt uns aber in der Klärung des Begriffes Allmacht nicht weiter. Schauen wir, was Macht im heutigen Evangelium bedeutet! Wir hören von einem Gottesdienst mit sehr vielen Leuten, die in einem Haus versammelt sind, um Jesus zu hören. Das Haus ist überfüllt. Die Leute stehen dicht zusammen. Kein Platz ist mehr da. Damit hat die Gruppe mit dem Gelähmten auf der Bahre wohl nicht gerechnet. Sie steigen von außen durch das Dach in das Haus, um zu Jesus zu kommen. Von überfüllten Kirchen träumen auch viele Pfarrgemeinden. Das kommt bestenfalls an besonderen Tagen wie Heilig Abend, Konfirmation oder Beerdigungen vor, wenn dann der Gottesdienst eventuell per Lautsprecher nach draußen übertragen werden muss. Im Haus kommt es zu einem Wortwechsel, besser gesagt zu einer Debatte. Jesus vergibt dem Gelähmten seine Sünden. Die anwesenden Schriftgelehrten sind darüber sehr verärgert. In dieser Debatte über die Sündenvergebung fallen eben die Worte, die gerade die Macht Gottes erklären. Denn Jesus sagt, dass er die Vollmacht hat, Sünden zu vergeben. Das Wort Vollmacht meint die Macht Gottes, die Jesus repräsentiert. Da haben wir also eine recht klare Definition der Macht Gottes: die Macht der Vergebung; die Macht, Sünde zu vergeben; die Macht, eine kaputte Beziehung wieder heil zu machen. Das ist die Macht Gottes. Nicht eine Macht, blind zu herrschen, nicht eine Macht, alles zu können, sondern eben eine Macht, eine Beziehung zu schaffen, wo keine war oder mehr ist. Vergebung ist nämlich Wiederaufrichtung einer Beziehung und eines Verhältnisses, sei es, die zu einem anderen Menschen, sei es, die zu sich selbst. Vergebung bedeutet, das zu erneuern, was zerbrochen ist. So grundlegend ist also Gott, wie er uns im Alten -und Neuen Testament bezeugt wird, ein Gott, der Beziehung schafft, also eine Macht, die in der Liebe wirksam ist. Von dieser Macht erzählt die ganze Bibel, als zum Beispiel die Beziehung im Paradies zwischen Gott und Mensch zerbrach und dann durch Kreuz und Auferstehung Jesu geheilt und wieder neu geschaffen wurde. Gott schuf eine neue Beziehung am Karfreitag und Ostermorgen. Wir vertrauen einem Gott, der Beziehung schafft und alles neu macht. Es ist ja gerade der Kern der Vergebung, sei es die zwischen Gott und Mensch und die zwischen Menschen, dass nämlich die Beziehung erneuert wird. Eben das zeigt Jesus im heutigen Evangelium: Ihm ist alle Macht gegeben, Sünden auf Erden zu vergeben. Ihm ist alle Macht gegeben, eine Brücke zwischen Menschen zu bauen, wo keine Brücke war oder ist. Die Macht Gottes ist also nicht eine tyrannische Herrschermacht, sondern Gottes Macht ist seine Liebe, die in Jesus Mensch wurde. Man könnte nun fragen, warum Gott nicht einfach mit einem Fingerzeig Schmerz und Leiden abschafft. Aber so ist die Liebe nicht. Das wissen wir selbst aus unseren Erfahrungen mit der Liebe. Diese liebt und lebt auch durch Schmerz und Leiden. Das Kreuz Jesu mündet in der Auferstehung Jesu, sodass Schmerz und Leiden, Sünde und Tod aufgehoben sind. Deshalb ist die Liebe die Allmacht Gottes. Liebe hofft alles, glaubt alles, erträgt alles. Unsere Liebe ist aber oft ein schwacher Abglanz der Liebe Gottes. Unsere Lebenserfahrungen lehren uns, dass sie eben nicht alles hofft, trägt und glaubt. Deshalb sollten wir darauf achten, dass wir den Lobpreis unserer Liebe nicht zu hoch schwingen. Aber die Liebe Gottes schwingt hoch, denn sie ist seine Allmacht, wahrhaftig und klar. Also liebt Gott die Welt, dass er seinen eingeborenen Sohn gibt, so dass niemand verloren geht, sondern dass er das ewige Leben hat in seinem Namen. Die Allmacht der Liebe Gottes ist die wunderbare Zusage, dass Gott uns mit einer Liebe liebt, die alles hofft, trotz all unseres Versagens, die alles glaubt, trotz unserer Untreue, die alles erträgt, trotz unseres oft zu schwachen Glaubens. Die Liebe ist die wahre Macht Gottes. Mit dieser umarmt, vergibt und erlöst er uns und die Welt. Amen.

Lied: Kommt her zu mir spricht Gottes Sohn, Evangelisches Gesangbuch 363, die Strophen 1 und 6

Strophe 1: Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn, all die ihr seid beschweret nun, mit Sünden hart beladen, ihr Jungen, Alten, Frau und Mann, ich will euch geben, was ich han, will heilen euren Schaden.

Strophe 6: Höret und merkt, ihr lieben Leut, die ihr jetzt Gott ergeben seid: lasst euch die Müh nicht reuen, halt' fest am heilgen Gotteswort, das ist eu'r Trost und höchster Hort, Gott wird euch schon erfreuen.

Gebet von Franz von Assisi (geboren 1181, gestorben 1226): „Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens, dass ich liebe, wo man hasst; dass ich verzeihe, wo man beleidigt; dass ich verbinde, wo Streit ist; dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist; dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht; dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält; dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert; dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt. Herr, lass mich trachten, nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste; nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe; nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe. Denn wer sich hingibt, der empfängt; wer sich selbst vergisst, der findet; wer verzeiht, dem wird verziehen; und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.“

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen: Ich wünsche allen einen gesegneten Sonntag an der Hand dessen, der mit seiner Liebe allmächtig ist. Es segne und behüte euch der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen.

Bleibt von Gott behütet!
Herzliche Grüße, Euer Obmann Uwe